Geschichte der Kirchengemeinde

Unsere Gemeinde ist eine junge Gemeinde; erst 1954 ist sie aus der großen evangelischen Gemeinde Münster ausgegliedert worden. Damals gehörten außer der Kommunalgemeinde Hiltrup auch noch die Gemeindegebiete von Amelsbüren, Drensteinfurt und Rinkerode dazu. Nachdem 1958 für die Evangelischen in Drensteinfurt und Rinkerode eine eigene Kirchengemeinde gebildet worden ist und nach kleineren Grenzkorrekturen im Gefolge der kommunalen Neuordnung, hat unsere Kirchengemeinde jetzt eine Ausdehnung von 66 km² über die ehemals selbständigen Gemeinden Amelsbüren und Hiltrup, die seit 1975 zur Stadt Münster gehören. Diese beiden Gemeinden waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts reine Agrargemeinden und ganz katholisch.

Die Situation der Evangelischen in Hiltrup

Dann allerdings hat der Bau der Bahnlinie von Münster nach Hamm und insbesondere - zum Ende des Jahrhunderts - der Bau des Dortmund-Ems-Kanals die Situation in Hiltrup verändert. Erste Industriebetriebe siedelten sich in Hiltrup an und nachdem man 1865 nur sechs evangelische Bewohner zählte, waren es 1895 bereits 92, bei damals gerade einmal 1000 Einwohnern. Diese Entwicklung hat sich im vorigen Jahrhundert und insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, als viele evangelische Vertriebene hierher kamen, stetig fortgesetzt; so gab es in Hiltrup nach Unterlagen, deren Authentizität nicht ganz gesichert ist:

  • 1925 über 200,
  • 1940 über 500,
  • 1950 annähernd 1200

evangelische Christen; genauer sind die Zahlen für die Zeit nach der Selbstständigkeit unserer Gemeinde:

  • 1965 waren es 2482,
  • 1973 waren es 3540 Gemeindeglieder.

Heute sind unter rd. 25000 Einwohnern rd. 5600 Evangelische.

Erste kirchliche Strukturen

Hatten im 19. Jahrhundert die wenigen Evangelischen im Umland von Münster ihren kirchlichen Mittelpunkt noch in der Apostelkirche inMünster, so entstand in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts doch kirchliches Leben auch in Hiltrup, wo der Anteil der evangelischen Bevölkerung am Schnellsten wuchs.

Etwa seit 1910 trafen sich einige evangelische Familien zu Bibelstunden im Hause von Professor Nübel in der Klosterstraße (heute:Am Klosterwald), der über lange Jahre zu den Förderern einer selbständigen Gemeindeentwicklung in Hiltrup gehörte; das Haus in der Klosterstraße diente später von 1936 bis 1954 auch als Pfarrhaus. Aus den anfänglichen Bibelstunden im Hause Nübel entwickelten sich Gottesdienste, die 1914 wegen der wachsenden Zahl der Evangelischen in einen Klassenraum der katholischen Clemensschule verlegt wurden und nach dem ersten Weltkrieg dann in zweiwöchigem Turnus immer von einem Pfarrer oder Vikar aus Münster gehalten wurden.

1925 bildete sich die "Evangelische Vereinigung Hiltrup" mit dem Ziel, den Zusammenhalt der Gemeindeglieder zu stärken und den Kirchbau voranzutreiben. Bereits 1927 wurde an der Münsterstraße (heute: HoheGeest) in Höhe der Straße "Geistkamp" ein 4.000 qm großes Grundstückfür einen Kirchenbau erworben.

Obwohl in der dann beginnenden Weltwirtschaftskrise die Finanzierung ungemein schwierig war, gelang es 1931/32 dort für 27.500 Reichsmark eine kleine Kirche zu bauen. Schon 1929 hatte auch ein Hilfsprediger in Hiltrup Wohnung bezogen. 1940 erfolgte die Einrichtung einer eigenen Pfarrstelle (siebte Pfarrstelle der Apostelkirche Münster) mit Amtssitz in Hiltrup, deren Inhaber zunächst noch zahlreiche weitere Diaspora-Gemeinden im Umland von Münster (von Havixbeck bis Telgte undvon Mecklenbeck bis Drensteinfurt) mit zu betreuen hatte. In diesem Raum mit einem Durchmesser von etwa 5o km gab es 1937 1105 Evangelische, von denen etwa 450 in Hiltrup wohnten.

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem zweiten Weltkrieg strömten in dieses Gebiet in großer Zahl Vertriebene und Flüchtlinge, unter denen auch viele Evangelische waren. Deshalb wurden nach und nach die von Hiltrup aus betreuten Diasporagebiete zu eigenen Gemeinden; so 1954 auch Hiltrup-Amelsbüren - zunächst noch mit Drensteinfurt und Rinkerode zusammen. Im gleichen Jahr wurde neben der Kirche in Hiltrup ein neues Pfarrhaus gebaut. Da die Gemeinde in allen Teilen zahlenmäßig weiter wuchs, richtete das Presbyterium und vor allem Pfarrer Spieker, der seit 1946 in Hiltrup Dienst getan hat und mehr als 30 Jahre ein treuer Hausvater der Gemeinde war, sein Augenmerk darauf, den Teilgemeinden Raum für ihre Gottesdienste zu schaffen; so wurden 1957 in Drensteinfurt und 1965 in Amelsbüren kleine Kirchen mit einem Gemeinderaum gebaut.

Schon bald wurde auch für Hiltrup das Thema Kirchenbau wieder aktuell, weil die kleine Kirche an der Münsterstraße für die schnell wachsende Gemeinde nicht mehr ausreichte. Der Weitsicht von Pfarrer Spieker ist es zu danken, dass in mehreren Etappen das Gelände an der Hülsebrockstraße, auf dem heute die Kirche steht, gekauft wurde. Bereits 1965 begann dort die Planung für die neue Kirche, die dann am 1. November 1970 eingeweiht wurde. Nachdem kurz danach der evangelische Kindergarten und Mitte der 70er Jahre das neue Pfarrhaus auf diesem Grundstück errichtet werden konnten und 1982 das größere Gemeinde- und Jugendzentrum hinzukam, hat die evangelische Bevölkerung Hiltrups an der Hülsebrockstraße heute ein Zentrum, das seither mit vielfältigen Angeboten geistlichen Lebens gefüllt worden ist.

Das schnelle Wachstum der Gemeinde forderte aber nicht nur Reaktionen im baulichen Bereich; bald war auch die Betreuung durch einen Pfarrer nicht mehr ausreichend. So wurden 1971 und 1978 zusätzliche Pfarrstellen für die Bezirke Amelsbüren und Hiltrup-Ost geschaffen.

Die Entwicklung in Amelsbüren

Anders als Hiltrup hat Amelsbüren seinen bäuerlichen und dörflichen Charakter noch bis über den zweiten Weltkrieg hinaus beibehalten. Am Ende des zweiten Weltkriegs lebte in Amelsbüren nur ein Ehepaar evangelischer Konfession. Das änderte sich dann aber mit dem Zuzug der Vertriebenen; seither ist auch in Amelsbüren der evangelische Bevölkerungsanteil stetig gewachsen. Heute kommen auf rd. 5000 Einwohner etwa 1000 Evangelische.

In den 80er Jahren sind in der ehemals sehr schlichten Kirche neue, bunte Fenster eingesetzt worden; nach und nach wurde auch die Ausstattung so ergänzt, dass die Amelsbürener Gemeinde sich in ihrer Kirche zu Hause fühlt.

Die ehemaligen Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Hiltrup:
Pfarrer Grefer, Sudhölter und Spieker.

Unsere Seelsorger

Nach den Anfängen im Hause von Professor Nübel hat es noch bis 1929 gedauert, ehe eine ständige Betreuung der Hiltruper Evangelischen durch einen Hilfsprediger möglich wurde. In dieser Zeit - bis zum Anfang des Krieges - war Pfarrer Heinrich Grefer der erste Pastor in Hiltrup. Ihm folgte Pfarrer Gustav Sudhölter, der 1940 als Hilfsprediger nach Hiltrup kam, 1943 in die Pfarrstelle eingewiesen wurde und bis zum 31. August 1946 den Krieg über unter schwierigen Bedingungen dort den Dienst getan hat.

Unter sicher nicht geringeren Schwierigkeiten begann der Dienst für Pfarrer Wilhelm Spieker, der 1946 nach Hiltrup kam. Er musste in der Anfangszeit noch mit dem Fahrrad den weiten Diasporabereich betreuen, der oben umrissen ist. Ihm verdanken wir die Kirchen in Amelsbüren und  Hiltrup und eine über dreißigjährige seelsorgliche Arbeit in der Gemeinde. 1977 wurde er emeritiert. Inzwischen ist er - wie seine beiden Vorgänger - verstorben, aber in der Erinnerung der älteren Gemeindeglieder durchaus noch gegenwärtig.

Noch in ganz frischer und guter Erinnerung ist Pfarrer Volker Plath, der unserer Gemeinde von 1978 bis zum 30. Juni 1998 ein beliebter Prediger und Seelsorger war. Er lebt jetzt im Ruhestand in Rinkerode, nimmt aber noch an vielen Aktivitäten unserer Gemeinde teil.

Von 1982 bis 2009 wirkte Pfarrer Gerhard Jacobs in der Gemeinde. Er wohnte im Pfarrhaus an der Kreuz-Christi-Kirche in Amelsbüren. Zurzeit gestaltet er seinen Ruhestand aktiv mit seiner Frau in den Urlaubergemeinden Südfrankreichs und Spaniens.

2015 ging Pfr. Johannes Krause-Isermann als dienstältester Pfarrer in einer Gemeinde der Evangelischen Kirche von Westfalen in den Ruhestand. Er arbeitete als Seelsorger, Prediger und Vorsitzender der Gemeindediakonie 34 Jahre bei uns.
Er wohnt weiter in Hiltrup und bringt sich an unterschiedlichen Stellen ins Gemeindeleben ein.

Heinrich Gerdom/Klaus Maiwald